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Anleitung zum Nüchternsein

Meine Ausgangslage

Ich war ein Häufchen Elend. Ich habe keine Sonnenstrahlen mehr gesehen (zumindest nicht mehr sehen wollen) und selbst als sie mein Gesicht berührten, habe ich keine Freude mehr empfunden. Das Einzige, was irgendwie noch existiere - worauf ich mich irgendwie noch verlassen konnte, war der Alkohol. Bis ich mich komplett verlassen fühlte (bis ich mich selbst verlassen habe). Der Alkohol war aber gar nicht der Schuldige - wie ich nun gelernt habe. Schlussendlich habe ich mich doch dafür entschieden, ihn in mein Leben zu lassen, ihm tagtäglich Eintritt zu gewähren und über mich und mein Leben zu bestimmen. Das war meine tägliche Wahl, weil ich dachte, ich hätte keine andere.

 

Ich konnte schwer Entscheidungen treffen, mein Geist war  wolkenverhangen. Mein Leben war kein Leben mehr, es war einfach nur noch irgendwie sein, irgendwie existieren und hoffen, dass der Tag nicht so schnell anfängt und bitte ganz, ganz schnell wieder vorüber geht. Mein Kopf tat mir weh, mein Körper tat mir weh, ich konnte nicht klar sehen und eigentlich war mir permanent zum Heulen und ich habe mir gewünscht, den Rest meines Lebens in meinem Bett zu verbringen in der Hoffnung, dass das entweder Alles schmerzfrei ein Ende nimmt oder ich irgendwann aufwache und alles nur ein schlechter Scherz war. Warum ich? Warum muss es mir immer so schlecht gehen? Warum empfinde ich keine Freude mehr? Warum führe ich eine katastrophale Beziehung nach der nächsten mit noch katastrophaleren Trennungen? Warum habe ich einen Job, der mir keine Freude bereitet, obwohl er mir doch eigentlich Freude bereiten sollte? Ich habe doch eigentlich alles! Warum empfinde ich keine Freude? (Mäuschen, du stellst die falschen Fragen!) Dann hatte ich weder Job, noch Beziehung, noch Geld, noch gefühlt irgendetwas. Ich war voller Selbstzweifel und konnte mein eigenes aufgedunsenes, leeres Spiegelbild nicht mehr ertragen und wenn dann jemand um die Ecke kam und mir gesagt hat, dass er so viel mehr in mir sieht, hätte ich am liebsten angefangen zu heulen und gebrüllt: "Was siehst du denn? Sag es mir! Was zur Hölle siehst du hier? Hier ist doch alles scheiße! Das Leben ist unfair, ungerecht, ich bekomme nichts auf die Reihe und es wird auch nie wieder besser werden, egal, ob ich mich nun anstrenge oder nicht. Es ist sinnlos!" (Mäuschen, du gibst die falschen Antworten!)


"Die Welt ist so ungerecht, nicht wahr?  Scar (König der Löwen)


Das mag sich tatsächlich alles so angefühlt haben und es war auch alles andere als lustig und manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich aufgeben muss. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Ganze kein Ende nehmen wird und für immer so weiter geht.

Ich musste aufgeben! Nicht mich und auch nicht mein Leben, aber ich musste aufgeben. Ich musste aufgeben daran zu glauben und daran festzuhalten, dass Alkohol und Drogen die Lösung meiner Probleme sein könnten. Ich musste mich auf den winzig kleinen Funken Hoffnung, der irgendwo ganz tief vergraben in der hintersten Ecke noch in mir war, kaum spürbar - ich musste mich auf dieses winzig kleine Fünkchen Hoffnung verlassen und darauf vertrauen, dass es auf der anderen Seite vielleicht doch noch ein Leben gibt. Ein schönes, lebenswertes, leichtes Leben.

Und damit will ich nicht sagen, dass diese Entscheidung einfach ist. Damit will ich auf keinen Fall sagen, dass Abhängige schwach sind und einfach nur der starke Wille zählt und schon ist das Ding erledigt. Abhängige sind nicht schwach - ich selbst wurde nie als schwache Person bezeichnet, eher als Macherin, als starke Frau, als Stehaufmännchen, als intelligent, als hübsch, als kreativ, als alles andere, was ich selbst in mir gesehen habe. Und es gab einen Grund, weswegen ich das alles nicht so gesehen habe, aber dafür musste ich zunächst einmal aufgeben. Dafür musste ich aufhören an der Vorstellung festzuhalten, dass Betäuben irgendetwas löst. Ich musste mich für mich entscheiden. Ich musste mich für mein Leben entscheiden. Ich musste mich auf mich selbst einlassen und ich musste mich auf den waghalsigen Weg begeben, mein nüchternes 'ICH'  kennen zu lernen. Das war der Beginn der Reise.

Deine Ausgangslage

Gehen wir einmal davon aus, du möchtest etwas in deinem Leben verändern und gehen wir einfach ebenfalls davon aus, dass dieses 'Etwas' mit Alkohol oder Drogen zu tun hat. Vielleicht bist du ja (noch) gar nicht abhängig im 'klassischen' Sinne, sondern denkst einfach darüber nach, deinen Konsum zu reduzieren (was durchaus unfassbar prima von dir wäre! No kidding!) und du möchtest vielleicht auch, dass niemand davon mitbekommt, denn seien wir einmal ehrlich, der Stand der Dinge ist doch folgender: entweder wir können Alkohol ab oder wir haben ein Problem. Ein Zwischending gibt es doch anscheinend in unserer Gesellschaft gar nicht. Der Weilen gibt es doch die unterschiedlichsten Facetten an Trinkern/Konsumenten. Bevor ich abhängig geworden bin, war ich ganz schön lange nicht abhängig (zumindest nicht so abhängig wie im allerletzten 'Abhängigkeitsjahr'). Ich bin quasi unzählige Facetten einer Alkohol- und Drogenkonsumentin durchgegangen. Vom Probieren zum gelegentlichen Konsum über den 'wochenendlichen' Konsum bis hin zum 'unendlichen' Konsum - bis ich mich dann dazu entschlossen habe, eine Nicht - Trinkerin/Nicht - Konsumentin zu werden. Und ja, du liest richtig! Ich bezeichne mich nicht als Trinkerin, denn wenn ich Trinkerin wäre, dann würde ich ja noch trinken. Oder bezeichnen wir eine Person als Raucher(in), wenn die- oder derjenige aufgehört hat zu rauchen? Oder wie wäre es mit Kokainer(in), Heroiner(in), Crystaler(in) oder so ähnlich. Das ergibt doch gar keinen Sinn. Aber ich schweife ab und diese Thematik ist einen eigenen Blogbeitrag wert. In diesem soll es ja schließlich um das Nüchternsein gehen.


nüchtern | Synonyme: unpersönlich, trocken, leidenschaftslos,

fantasielos, unromantisch


Eine Anleitung zum Nüchternsein
Wasser

nüchtern | Empowerment: verantwortungsvoll, zufrieden, leicht,

selbstbestimmt, authentisch, bunt, facettenreich, ehrlich, klar, fokussiert, fröhlich,

humorvoll, gesund


Eine Anleitung

Ich habe in letzter Zeit verhäuft Nachrichten von euch bekommen, in denen ihr schreibt, dass ihr zunächst einmal 'alleine' versuchen möchtet, mit dem Trinken/Konsumieren aufzuhören. Ich möchte hier betonen, dass diese Anleitung keine Therapie, keinen Klinikaufenthalt, keine Beratung, keinen stationären/ambulanten Entzug und keinen Besuch beim Arzt ersetzt! Dementsprechend würde ich es euch immer, immer, immer ans Herz legen euren Hausarzt und/oder eine Beratungsstelle aufzusuchen. Ein kalter Entzug kann mitunter lebensgefährlich sein, es können epileptische Anfälle und ein Delir auftreten (je nachdem, wie stark körperlich abhängig man ist) von daher Safety first! Das sei an dieser Stelle ganz laut und deutlich betont! (P.S.: Dein Hausarzt wird zu 99,99999 % iger Sicherheit nicht vom Stuhl kippen, die Augen weit auf reißen, mit dem Finger auf  dich zeigen und in tiefer Stimme zu dir sagen "Duuuuu! Ich habe es schon immer gewusst! Duuuuu bist ein Versager!" - wenn du über deine momentane Situation mit ihm sprichst. Und falls er dies tun sollte, dann hat er mit 100% iger Sicherheit ein viel größeres 'Problem' als du! Ich schwöre!)

 

Die im folgenden aufgeführten Tipps würde ich - wenn ich könnte -  meinem früheren 'Ich' geben. Diese habe ich mir während des Klinikaufenthalts und danach erarbeitet und so würde ich es mit meinem heutigen Wissen machen, wenn ich noch einmal 5 Jahre in der Zeit zurück reisen könnte (leichter gesagt, als getan aber ein bisschen mutig dürfen wir ruhig sein!).

1. Hör auf zu jammern!

Du musst jetzt stark sein, denn das wird hart, denn du musst aufhören zu jammern! Als ich noch getrunken habe und in meinem Selbstmitleid versunken bin, dachte ich immer, dass die Welt ungerecht ist. Das mir die Dinge (die vielen schlimmen Dinge) einfach so passieren und ich keinen Einfluss darauf habe und es mir für ewig und drei Tage schlecht gehen wird und ich es einfach nicht ändern kann und es für immer so bleiben wird und irgendwann kommt der Prinz auf seinem weißen Pferd und rettet mich, wenn ich nicht vorher schon ertrunken bin. Oder aber irgendwann kommt vielleicht jemand und krempelt mein Leben um, krempelt seine Ärmel hoch und räumt für mich auf, sortiert die Dinge für mich ein oder um, biegt mich wieder gerade und macht einfach, dass ich nicht mehr trinke, dass ich von heute auf morgen aufhöre zu trinken, wenn ich nicht vorher schon ertrunken bin. Ganz easy! Die Wahrheit ist: das wird nicht passieren! Da wird kein Prinz angeritten kommen und glaube mir, ich habe echt lange gehofft und gewartet. Die Wahrheit ist, dass nur du selbst die Entscheidung treffen kannst, nicht zu trinken/konsumieren. Nur du selbst kannst Verantwortung für dein eigenes Leben übernehmen, denn du bist verantwortlich für dein eigenes Leben. Es gibt Dinge, die im Leben passieren und manche davon tun echt unfassbar weh. Es gibt Dinge, die passieren, auf die wir mitunter keinen Einfluss haben ABER wir können immer entscheiden, wie wir auf diese Dinge reagieren und/oder zukünftig reagieren werden.

 

Es kann sein, dass es dir jetzt schlecht geht. Es kann sein, dass du den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr siehst und du vielleicht denkst, dass du nie wieder einen schönen Tag in deinem Leben verbringen wirst und der Gedanke daran, keinen Schluck mehr zu trinken noch viel schlimmer ist, als für den Rest deines Lebens so weiter zu machen, wie bisher ABER: die Wahrheit ist, es gibt eine andere Seite. Es gibt die nüchterne Seite (die gar nicht so furztrocken ist, wie sie sich anhört), die womöglich momentan noch unfassbar weit weg erscheint, die Angst macht, die doch ach so gähnend langweilig ist, weil wir dann nichts mehr zu feiern und schon gar keine Freunde mehr haben ABER: die Wahrheit ist, wenn du zu viel trinkst und du mehr Kater als Leben hast, wenn dir Alkohol und Drogen immer und immer wieder in die Quere kommen und du das leise Gefühl hast, dass du weniger solltest,  dann hast du doch schon lange nicht mehr unbefangen und fröhlich gefeiert, habe ich recht?

 

Es gibt einen Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl. Meine Aufgabe war es und deine Aufgabe ist es 'Selbst - Mitgefühl' zu entwickeln. Mit dir selbst mit zu fühlen und dich an der eigenen Hand zu nehmen und dir zu sagen: "Komm' wir machen das jetzt! Wir wissen zwar noch nicht, wo es uns hinführen wird aber der Weg ist das Ziel und wir müssen etwas ändern, damit es uns zukünftig besser geht." Mitleiden bedeutet für mich in der Opferrolle verharren, aber da gilt es ja heraus zu kommen. Und glaube mir, ich weiß wie hart das ist. Ich kannte so viele "Ich kann nichts", "Ich weiß nichts", "Ich schaffe das nicht". Hör auf damit! Jetzt. Du kannst das und du schaffst das.
Ich habe leider den Namen vergessen, aber ich habe vor ein paar Monaten ein Video geschaut, indem ein Coach meinte, dass er zu Beginn eines Coachings seinen Klienten meist folgende Fragen stellt: "Was müsste ich machen, wie müsste ich mich jeden Tag verhalten, wie müsste ich mich fühlen und was müsste ich von mir selber denken, damit es mir genauso schlecht geht wie dir?"  Die Fragen finde ich mega stark. Das Ding ist, dass ich mein Verhalten und mein Mindset ändern musste, damit ich nicht immer wieder zum selben Ergebnis komme. Vor meiner Therapie habe ich immer wieder die selben negativen Dinge über mich selbst und mein Leben gedacht und hatte am Ende des Tages das selbe Ergebnis: ich habe mich kacke gefühlt und wollte trinken. Aber nur ich selbst konnte damit beginnen, anders über mich zu denken und mich im selben Zuge auch anders zu verhalten und ehrlich zu mir selbst zu sein, damit ich am Ende des Tages ein anderes Ergebnis erziele. (Wenn es nur so einfach wäre, stimmt's?)

2. Du setzt dich auf Platz 1 deiner prioritätenliste

Und das hat nichts mit Egoismus zu tun. Du wirst den Rest deines Lebens 24 Stunden am Tag jede einzelne Sekunde mit dir verbringen müssen (What a bummer! [Am.][coll.] So ein Mist! [ugs.]), da hast du keine andere Wahl. Also kannst du dich entscheiden, ob du dein bester Freund oder dein schlimmster Feind sein möchtest. Feind ergibt logisch betrachtet gar keinen Sinn aber oftmals fühlt sich der Struggle  so an. Du solltest dich an erste Stelle setzten. Es ist dein Leben, es ist dein Körper, es ist deine Entscheidung.

Das war für mich mit eine der krassesten Herausforderungen. Wie Platz eins? Ich kann mich doch gar nicht leiden!? Dann solltest du damit beginnen. Jetzt. Für mich hat es (schon vor meiner Therapie) damit begonnen, dass ich jeden morgen in den Spiegel geschaut habe und mir gesagt habe, dass ich mich von nun an um mich kümmern werde. Ich habe mir gesagt, dass ich mich gern habe. Und das fühlt sich verdammt nochmal super freaky an und du kommst dir mitunter vor wie der letzte Depp ABER: es wird besser. Nicht heute und vielleicht auch noch nicht morgen aber es wird besser. Jeden Tag ein bisschen mehr und wenn du einen oben drauf setzen möchtest, dann kannst du in den Spiegel schauen und dir ein Lächeln schenken. (Spooky, huh?) Mach weiter! Ich habe zumindest weiter gemacht und kann nun jeden morgen in den Spiegel schauen und mich zumindest echt richtig ok finden.
Es geht darum, dass du lernst, dich mit winzigen Dingen wert zu schätzen. Es geht darum, dass du lernst dir ein Mal am Tag oder noch besser mehrmals am Tag etwas Gutes zu tun und zu überlegen, was dir denn eigentlich gut tut (ich hatte da zunächst einmal gar keinen Plan) aber das ist die Challenge - hat ja schließlich niemand gesagt, dass das leicht wird.

3. Hör auf zu trinken/Konsumieren

Jetzt musst du noch stärker sein als bei den Punkten zuvor. Setz' dich am besten hin (falls du noch nicht sitzen solltest). Jetzt. Und halte dich fest. Du musst aufhören zu trinken. Du musst aufhören zu konsumieren. Ich meine, im Großen und Ganzen betrachtet musst du an sich überhaupt nichts, du kannst genauso gut weiter machen wie bisher, es ist deine Entscheidung ABER: dann wirst du auch immer wieder zu demselben Ergebnis kommen (it's as easy as that.) Um aufzuhören mit trinken/konsumieren, musst du tatsächlich aufhören mit trinken/ konsumieren - da hast du letztendlich keine andere Wahl. (Es sei denn, du willst weiter trinken/konsumieren).
Wie oft habe ich gedacht, dass es einen leichten Weg gibt, eine kleine Lücke durch die ich huschen kann und schwups bin ich auf der anderen Seite und muss auf gar nichts 'verzichten', aber das Ding ist - um auf die andere Seite zu gelangen und nicht mehr das Gefühl zu haben auf etwas verzichten zu müssen, musst du aufhören zu trinken (musst du aufhören zu konsumieren) denn dann wirst du irgendwann begreifen, dass du nichts verloren hast. Du verlierst nichts, wenn du dich dafür entscheidest, auf eine Droge zu verzichten. Du kannst nur gewinnen - du wirst dein Leben gewinnen (und das allmorgendliche 'Bäh - Gefühl'  fällt weg und schon allein dafür lohnt es sich aufzuhören!)
Ich habe auch oft gedacht, dass es ein Zwischending geben muss. Dass ich nur ganz sehr wollen muss und dann habe ich den Wein (den Bastard) unter Kontrolle. "Ich will kein Problem! Ich habe kein Problem! Schau an, ich kann ein paar Tage (vielleicht sogar einen Monat) auf Al verzichten." - um dann genauso weiter zu machen, wie bisher. Hase, du lügst dir selbst in deine Tasche. Ich saß nie völlig durch vor einem Supermarkt oder bin ungewaschen und zerzaust rumgelaufen. Die meiste Zeit habe ich in Gesellschaft getrunken. Und vorher etwas vor getrunken. Und nachher etwas nach getrunken. Und habe mir eingeredet, dass das alles 'normal' sei, weil andere eben auch so viel packen. Weil andere auch so viel trinken. Schatz, es geht hier nicht um die anderen und es geht hier nicht um die Mengen. Ob du viel oder wenig packst ist egal und mit wem und wann du trinkst auch, aber wenn du das Gefühl hast, dass Al dir immer öfter im Weg herum steht, wenn du das Gefühl hast, dass dein Leben ein Ende nehmen würde, wenn du nicht mehr trinken (konsumieren) könntest, wenn dir der Gedanke, ein Leben lang auf Alkohol (oder Drogen) verzichten zu müssen den Angstschweiß auf deine Stirn treibt und du lieber ein Pseudo - alkfrei  - Monat mit ganz viel Sport einlegst, nur um dir zu beweisen, dass du kein Problem hast, um dann weiter zu machen, wie bisher: dann hast du womöglich eine ungesunde Beziehung zu Al (sorry not sorry!).
Im 'Griff'' haben, herunterschrauben, kontrolliert trinken bedeutet für mich, dass ich ein- bis zweimal in der Woche ein Glas Wein (ich rede hier nicht von einem Burgunderglas mit einer 0,75l Flasche Rotwein gefüllt versteht sich  - no cheating!) trinke und danach auch nicht beschwipst bin. Kein Rausch, kein Kater - gesunde Beziehung (?). Und wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, dann kann ich das nicht. Also kann ich auch lieber gleich darauf verzichten. Und irgendwann wirst du damit anfangen müssen.
Zumal ist es
 zu Beginn sehr anstrengend und nicht sonderlich förderlich, wenn du an 'nie wieder' denkst. 'Nie wieder' setzt unter Druck. Ich konnte mir ein 'nie wieder Alkohol/Drogen' nicht vorstellen, da ich das Gefühl hatte, mein komplettes Leben, den ganzen Spaß und all meine sozialen Kontakte aufgeben zu müssen. 'Nie wieder' hat sich für mich angehört, wie eine trostlose Strecke, die ich von nun an alleine absolvieren muss. Es ist hilfreicher Moment für Moment, Stunde für Stunde und Tag für Tag vorzugehen und nicht gleich an den Rest des Lebens zu denken. Mit jedem Tag, mit jeder Woche, mit jedem Monat wurde es einfacher für mich, da ich mich an mein 'neues' Leben gewöhnt habe und all die positiven Dinge erleben durfte, die aus dieser Entscheidung resultierten, nichts mehr zu trinken (zu konsumieren).

  • kein Kater mehr
  • mehr Energie
  • genügend Schlaf
  • mehr Geld
  • klarer Kopf
  • kein schlechtes Gewissen
  • mehr Selbstvertrauen
  • keine Lügen mehr
  • mehr Zeit, die ich mit sinnvollen Dingen verbringen kann 

und noch vieles mehr.

4. Communitiy is key!

We like you, too
Community is key

Mit wem soll ich denn reden? Mit wem kann ich mich austauschen? Habe ich danach überhaupt noch soziale Kontakte? Habe ich danach überhaupt noch Freunde? Die Antwort ist höchstwahrscheinlich: ja! Vielleicht nicht mehr die selben wie zuvor, aber du wirst soziale Kontakte und Freunde haben - auch das liegt an dir und an den Entscheidungen, die du triffst.
Im August vor zwei Jahren befand ich mich auf der Entgiftungsstation einer Klinik und dachte, dass mein Leben nun vorbei ist. Schluss mit lustig! Game Over! Ich bin offiziell ein Loser. Ich dachte, dass, wenn ich aufhören sollte zu trinken, zu feiern, zu konsumieren und meine Freunde und Bekannte herausfinden sollten, was eigentlich mit mir los ist, dass sich niemand mehr für mich interessieren wird. Das niemand mehr gewillt sein wird mit mir Zeit zu verbringen, weil ich dann nicht mehr in Clubs und Bars abhängen kann oder bei einem Glas Wein und Kippe stundenlang auf einem Balkon sitzen werde und über das Leben philosophiere. Ich dachte, dass ich dann der Langweiler bin und sich niemand mehr für mich interessieren wird. In meiner Vorstellung gab es zwei Welten: die Welt meiner sozialen Kontakte inkl. Alk und es gab mich und die trockene Trostlosigkeit. Und ich werde für ewig und drei Tage alleine sein und wenn überhaupt nur andere Abhängige meine Freunde nennen dürfen. Die Wahrheit ist: meine trockene Welt ist alles andere als trostlos und fast alle meine bisherigen Freundschaften und Bekanntschaften sind geblieben mit dem Unterschied, dass noch mehr Freundschaften und Bekanntschaften dazu gekommen sind. Abhängige, unabhängige, trockene, fröhliche. Ich habe gelernt, dass Freunde bleiben, weil sie nicht deine Freunde sind, weil du ständig mit ihnen Alkohol trinkst und mit ihnen feiern gehst, sondern weil Freunde dich für den Menschen lieben, der du bist. Und das war eine unfassbar tolle Erkenntnis. Freunde wünschen sich, dass es dir gut geht und wenn dies beinhalten sollte, dass du zukünftig keine Bar mehr besuchen kannst, keinen Club mehr betreten möchtest und ihr durch den Park schlendert und Eis am Stiel in der Hand haltet, dann ist das für Freunde mehr als genug. Alles andere sind keine Freunde und dann ist es ok, dass diese Menschen nicht mehr Teil deines Lebens sein werden.

Nichtsdestotrotz war und ist es für mich unfassbar wichtig, mich mit Menschen auszutauschen, die den selben oder einen ähnlichen Weg gehen oder schon gegangen sind. Für mich war es essentiell mich mit anderen Abhängigen (oder sagen wir mit Menschen, die ebenfalls die Entscheidung getroffen haben auf Alkohol und Drogen zu verzichten) auszutauschen, weil diese genau nachvollziehen können, wie du dich fühlst, welche Ängste du hast, wie verwirrt du vielleicht bist, wie hart der Weg zum Teil ist. Menschen, die dich an den Händen halten, dich unterstützen, ehrlich zu dir sind, mit dir lachen und weinen und dir nach und nach aus der Scheiße helfen. Das können Familie und Freunde mitunter nicht nachvollziehen und nicht verstehen, denn sie sind 'zu nah an dir dran'. Ein Mensch, der nachvollziehen kann wie es dir geht, ist ein Mensch, der einen ähnlichen Weg zurückgelegt hat. Und ich sage jetzt nicht, dass du unbedingt zu einer Selbsthilfegruppe gehen musst, weil es sonst nicht funktionieren wird. Das ist nicht das, was ich hier vermitteln möchte, es geht mir nur darum, dass du Menschen in deinem Umfeld hast, die nachvollziehen können, wie es dir geht, wo du stehst und wo du hin möchtest. Ich habe ein paar Selbsthilfegruppen ausprobiert: manche waren super cool und andere haben mir nicht so zugesagt. Nach meiner Therapie habe ich fast ein Jahr lang wöchentlich eine Nachsorgegruppe besucht, die ich unfassbar geschätzt habe und als unglaublich wertvoll empfunden habe. Heute bin ich online in Sobriety Community's wie Club SÖDA NYC, Club Soda UK und Recovery Buddhas und baue nach und nach die Online Community Rauschlos Glücklich! auf, bei der du gerne vorbei schauen kannst. Den Zugang zur Community erhältst Du, nachdem Du einen meiner Kurse gebucht hast.

Dabei ist es wichtig, dass du auch hier verstehst, dass es nicht um 'die anderen' geht. Viele scheuen sich davor (auch ich damals) eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen, da sie der Meinung sind, dass ihr Problem noch nicht so schlimm ist wie das 'der anderen'. Menschen, die Selbsthilfegruppen aufsuchen haben es quasi schon gänzlich verkackt und du (so wie ich früher) haben eigentlich alles noch irgendwie im Griff und sind nur dabei es langsam zu verkacken. Herz, diese Einstellung funktioniert nicht. Wenn du der Meinung bist, dass es die anderen schlimmer getroffen hat als dich, dass du dich  über andere Menschen 'stellst' und denkst, dass du anders bist als andere, die zu viel trinken oder konsumieren, dann wirst du wohl weiter machen wie bisher aber dann wird es dir womöglich auch weiterhin so gehen wie bisher. Die wertvollsten Menschen auf meinem Weg in mein nüchternes Leben waren diejenigen, von denen ich immer dachte, dass ich nichts mit ihnen gemeinsam habe - das waren tatsächlich 'die anderen'.

5. du musst dein leben ändern!

Die Entscheidung zu treffen, nicht zu trinken / nicht zu konsumieren ist super. Das ist der Beginn der großen Reise. Diese Entscheidung wirst du immer und immer wieder für dich treffen müssen. Sicherlich wird es anstrengend werden, vor allem in der ersten Zeit, da du dir gefühlt etwas nimmst, was dir doch eigentlich so vertraut ist und was (Alkohol) in unserer Gesellschaft so unfassbar präsent ist. Aber mit der Zeit (und das kann tatsächlich ein paar Monate dauern) wird dir die Entscheidung leichter fallen und zur 'Normalität'  werden.
Für mich war es wichtig herauszufinden, in welchen Situationen ich üblicherweise getrunken habe, warum ich getrunken habe und nun in solchen Momenten etwas anderes zu tun, beziehungsweise eine andere Entscheidung zu treffen.
Nehmen wir beispielsweise an, dass du nach deinem Arbeitstag normalerweise zu Hause ankommst und dir ein Glas Wein einschenkst oder eine Flasche Bier öffnest. Du wirst natürlich in selbiger Situation wieder den Drang verspüren die selbe Handlung auszuführen, also wirst du etwas anderes tun müssen. Oftmals verwechseln wir tatsächlich auch Hunger und Durst. Ich war es früher gewohnt nichts zu essen und dafür mehr zu trinken, weil der Alkohol dann stärker gewirkt hat. Also habe ich angefangen regelmäßig zu essen und genügend Wasser zu trinken,  sodass das Gefühl abgeschwächt wurde. Ich habe mir eine neue Tagesstruktur erarbeitet und mir neue Gewohnheiten zugelegt. Ich treffe mich nicht mehr mit Freunden in Bars. Heute hätte ich nicht mehr unbedingt ein Problem damit und ab und an ist das auch ok für mich,  aber zu Beginn (und dazu war der Klinikaufenthalt gut) musste ich mich von Orten fern halten (soweit dies möglich war), die mich triggern und an denen ich vorher getrunken/konsumiert habe. Ich habe - im Nachhinein betrachtet - meine sozialen Kontakte zunächst einmal im großen und ganzen auf  Stillstand gesetzt. Das musste ich irgendwie automatisch, denn ich war ja in einer Klinik und hatte dementsprechend nur selten die Gelegenheit mich mit meinen Eltern oder engen Freunden zu treffen. Ich hatte dementsprechend Zeit mich neu zu sortieren.  Nach der Therapie habe ich mein komplettes Umfeld geändert und habe sehr gut darauf aufgepasst wann, wo und mit wem ich mich treffe. 
Ich habe mein Leben radikal geändert und das war tatsächlich meine große Chance und der Samenkorn, den ich für all das, was daraufhin folgte, gepflanzt habe. Ich habe die Stadt und damit auch mein Umfeld gewechselt, ich habe sehr darauf geachtet, was mir gut tut und was nicht. Ich habe Beziehungen hinterfragt. Ich habe eine neue Tagesstruktur entwickelt, in der ich mich sicher fühle. Falls du nicht die Möglichkeit hast, dein Umfeld so radikal zu ändern, dann schau einfach, was du in deinem bisherigen Settig ändern kannst und hinterfrage Strukturen, Verhaltensweisen und das Umfeld, in dem du dich bewegst, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass du nicht trinken würdest, wenn alles absolut Bombe wäre und du dich richtig, richtig wohl fühlst. Wenn es etwas gibt, was nicht funktioniert, dann musst du es entweder ändern oder dich davon verabschieden (it's as easy as that.)

6. Fokus & Ziel

Das war mein persönlicher Game Changer! Ich unterteile mein Leben zum veranschaulichen einmal in drei Abschnitte: der Abschnitt vor der Langzeittherapie; Langzeittherapie und mein Leben nach der Langzeittherapie:

 

Vor der Langzeittherapie habe ich nicht wirklich ernsthaft darüber nachgedacht, wo ich eigentlich hin möchte, wovon ich träume, was mir Freude bereitet und wie ich mein Leben leichter und lebenswerter gestalten kann. In meinem Kopf setzte ich mir meine eigenen Grenzen von: Ich kann nicht! Das funktioniert nicht! Ich bin nicht gut genug! Ich bin es nicht wert! Warum eigentlich immer ich? Warum passiert mir das alles immer? Warum geht es mir immer so schlecht! Ich muss! Ich darf nicht! und all sowas. Ich habe mich in Gedanken permanent in meiner Vergangenheit befunden und mich auch permanent mit den Dingen auseinandergesetzt, die augenscheinlich nicht funktionieren. In meinem Kopf habe ich mir quasi die ganze Zeit erzählt, was ich eigentlich für ein Nichtsnutz bin und hatte demnach auch kein Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten. Ich war die ganze Zeit im Außen unterwegs und habe mir angeschaut, wie mir mein Leben so passiert ohne den Blick einmal nach Innen zu wenden und Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche zuzulassen. Also wiederholten sich immer und immer wieder die selben Szenarien, weil ich mir immer und immer wieder die gleichen Ding erzählte und somit auch immer und immer wieder gleich gehandelt habe und somit auch immer und immer wieder das selbe Ergebnis zu spüren bekommen habe. Vor kurzem habe ich mir mein Tagebuch aus dieser Zeit durchgelesen und war tatsächlich erstaunt darüber, in wie viel Selbstmitleid und Negativität ich gebadet habe. Und um mein Leben erträglicher zu machen, habe ich getrunken und Drogen konsumiert (ganz vereinfacht herunter gebrochen).

 

Die Langzeittherapie sehe ich heute als 'Auszeit', um mich neu zu sortieren. Ich habe mich quasi aus meinem bisherigen Leben heraus genommen und es ganz in Ruhe von oben betrachtet und konnte mir dadurch anschauen, was funktioniert und was nicht funktioniert und warum ich 'Strategien' wie das Trinken von Alkohol anwende, um mit meinem Leben zurecht zu kommen, warum mir keine bessere Lösung eingefallen ist und wozu mir diese nützt, um ab Jetzt! und in Zukunft eine andere Entscheidung zu treffen. Dabei hat mir persönlich tatsächlich nie genutzt, mich auf eine 'Krankheit' zu stützen. Ich für meinen Teil habe die Abhängigkeit immer als Strategie bezeichnet (als Überlebensstrategie), denn eine Strategie kann ich 'ganz einfach' ändern, wenn mir diese nicht mehr dienlich ist. Hätte ich mich permanent als 'krank' gesehen, dann wäre ich womöglich Gefahr gelaufen, mich darauf auszuruhen - so nach dem Motto: "Sorry, ich muss jetzt trinken, weil ich krank bin." Ich hätte die Abhängigkeit als 'Entschuldigung' nutzen können, um weiter zu machen, wie bisher. Ich bezeichne mich heute auch nicht als krank, weil ich mich nicht krank fühle. Klar wurde mir in der Klinik 'beigebracht', dass ich abhängig bin und ich musste mehrmals am Tag 'Mättig, Mehrfachabhängig' von mir geben aber meines Erachtens aus dem einfachen Grund, damit ich begreife, dass sich etwas in meinem Leben ändern muss und das ich mich freiwillig und immer und immer wieder für die Abstinenz entscheide. Ich bin nur krank, wenn ich wieder anfangen sollte zu trinken/zu konsumieren und ich habe mir ein Leben aufgebaut, aus dem ich nicht mehr fliehen möchte und es wäre tatsächlich 'krank' jetzt wieder anzufangen zu trinken/zu konsumieren, denn es gibt keinen triftigen Grund. (Du musst dir die Gründe nehmen. Du musst lernen, dich und dein Leben so sehr Wert zu schätzen, dass du es nicht zerstören möchtest, denn in dir liegt alle Kraft und alle Entscheidungsfreiheit dein Leben grundlegend zu ändern.)
Dabei möchte ich auch betonen, dass während der Therapie nichts mit mir 'gemacht wurde', sondern ich habe Therapie gemacht. Ich habe Tagebuch geschrieben, ich habe mich an den Gruppentherapien beteiligt, ich habe meine Lebensgeschichte aufgearbeitet und mich mit dieser auseinander gesetzt, ich habe mich Tag für Tag mit mir und meinem Leben auseinander gesetzt und Verantwortung übernommen und meine Therapeutin, die anderen Gruppentherapeuten und andere Patienten haben mich begleitet. Sprich: du musst die Arbeit machen! Das nimmt dir niemand ab! Es wird nichts mit dir gemacht, sondern du musst dich dafür entscheiden etwas mit dir zu machen unabhängig davon, ob du dich für eine Langzeittherapie, eine Therapie oder egal was entscheidest - du musst ins TUN  kommen.

 

Nach der Therapie fing der Spaß dann richtig an. Ich durfte mich komplett auf meine eigene Beine stellen und Verantwortung übernehmen und das hieß auch, Verantwortung für meine Wünsche, Träume und Ziele zu übernehmen und mir ein neues/altes Leben zu gestalten. Ich habe gefühlt noch einmal von Vorne begonnen und neu gewählt. Ich habe angefangen, mich mit Persönlicher Weiterentwicklung zu beschäftigen und mich damit auseinander zu setzen, was ich denn wirklich gut kann und was mir denn tatsächlich Spaß macht und wohin es denn auch beruflich gehen kann und am Anfang lag ein kleiner Zettel vor mir, auf dem Stand: Kreativität, Scheiben, Menschen (oder so ähnlich) und dann habe ich weiter geforscht und geschaut, wie ich diese drei Worte miteinander verbinden kann. Ich habe die Rise Up and Shine University von Laura Malina Seiler (ein Online - Coaching - Programm) absolviert und habe mich mit jedem einzelnen meiner Lebensbereiche auseinander gesetzt und geschaut, was ich mir in jedem einzelnen meiner Lebensbereiche wünsche und wie ich mir meine Zukunft vorstelle. Ich habe mir ein Bild/eine Vision vor meinem inneren Auge ausgemalt  und weiß nun ganz konkret, wohin die Reise gehen soll, wie ich mein Leben leben möchte, wie ich meine Zukunft gestalten möchte und wie ich mich als Vlada fühlen möchte, was für ein Mensch ich sein möchte, was ich erreichen möchte, was ich in meinem Leben erschaffen möchte und habe mir dieses Bild genommen und habe es mir in einzelnen kleinen Bilder auf ein Board gepinnt, sodass ich es jeden Tag anschauen kann. Ich lese viele Bücher, höre Podcasts und lese Blogs von Menschen, die mich inspirieren und laufe nun Tag für Tag meiner Vision entgegen. Ich hänge in Gedanken nicht mehr in der Vergangenheit. Und jetzt, wo ich es soeben hinunter schreibe, bin ich selbst unfassbar erstaunt darüber aber ich hänge in Gedanken nicht mehr in Dauerschleife in meiner Vergangenheit fest und denke darüber nach, warum die Dinge alle so sind, wie sie sind, sondern ich habe mich vielmehr vor nun fast 2 Jahren dazu entschlossen aufzuräumen, die Vergangenheit aufzuarbeiten, mir meine Zukunft auszumalen und im Hier & Jetzt mein Leben so zu leben, wie ich es für mich als lebenswert erachte. Und es ist nicht so, dass mich die Tage nicht auch manchmal stressen, ich traurig bin, oder unruhig oder das ich manchmal Angst habe - der Unterschied ist nur, dass ich immer wieder bei mir ankomme und in kein Loch falle. Dass ich nun mehrere Standbeine in meinem Leben habe, die funktionieren, sodass, wenn eines wegbrechen sollte, ich nicht ins bodenlose falle. Ich habe mir selbst ein Leben erschaffen, in dem ich jeden morgen aufwachen kann und schlicht und ergreifend: "Danke!" sagen kann. Und das kannst du auch!

7. Bau dir deine eigene toolbox

Mich persönlich übermannt Suchtdruck heute unfassbar selten aber ich denke, dass liegt daran, dass ich sehr auf mich achte und immer mit mir selbst checke, ob Situationen, Gefühle, Umgebungen etc. soeben OK für mich sind.

Zu Beginn meiner Therapie trat Suchtdruck noch häufiger auf (vor allem an Wochenenden). Das ist normal, denn dein gesamter Organismus muss sich nun erst einmal auf die neue Situation einstellen, von daher ist es wichtig, dass du einen Plan hast. Du solltest dir quasi vorher schon überlegen, was du tun kannst, wenn Suchtdruck aufkommen sollte damit du nicht überfordert bist und die selbe Strategie wählst, wie zuvor und das wäre trinken/konsumieren.

Wir haben uns im Laufe unseres Lebens Strategien und Verhaltensweisen angewöhnt, um mit bestimmt Situationen umzugehen und bestimmte Gefühle auszuhalten. Manche Strategien sind ungesund (rauchen, trinken, Drogen konsumieren, zu viel essen) und andere Strategien sind gesund (Sport, Tee trinken, mit Freunden treffen, meditieren).
Du musst dich nicht gleich um alles 'kümmern' und dich selbst überfordert, wie beispielsweise das Rauchen, das Trinken, den Zucker und den Kaffee lassen. Das wäre viel zu anstrengend. Ich persönlich habe zunächst einmal mit dem Trinken und den Drogenkonsum aufgehört. Als ich damit save war, habe ich versucht, dass Rauchen aufzugeben und nach und nach habe ich den Rest reduziert.

Eine Tool Box ist ein Box oder kann auch eine Liste von Alternativen sein, die du wählen wirst, anstatt zu trinken/zu konsumieren. Ich habe zum Beispiel teilweise mehrmals am Tag heiß/kalt geduscht, um mich von meinen eigenen Gedanken und dem inneren Druck abzulenken, habe viel Sport gemacht und bei akutem Suchtdruck  1 Liter Zitronenwasser auf einmal getrunken, sodass ich 1. das Gefühl hatte, etwas zu trinken und 2. mein Magen gefüllt war, sodass das Verlangen abklingen konnte. Andere Tools sind beispielsweise:

  • ein heißes Bad nehmen
  • einen Haushaltsgummi um dein Handgelenk binden und diesen schnipsen, falls du Druck verspürst
  • Kräutertee trinken
  • meditieren
  • sportliche Betätigung
  • auf eine Chilli - Schote beißen
  • in eine Zitrone beißen
  • eine(n)  Freundin/Freund anrufen

Schau einfach selbst, was dir am besten Hilft und welche Tools du im Notfall anwenden möchtest.

 

Ich liebe den Blog Hip Sobriety von Holly Withaker. Falls du der englischen Sprache mächtig sein solltest, findest du in ihrem Artikel 'How to Build A Sobriety Toolbox' wertvolle Tipps und Videos.

 

Yes, Yes, Yes!

Das ist eine Übung, mit der ich tatsächlich in der Klinik begonnen habe. Ich musste immer warten, bis meine damalige Zimmergenossin nicht mit im Raum war, weil ich mir sonst tatsächlich noch viel komischer vorgekommen wäre, oder aber ich habe diese Übung lautlos gemacht, als ich unter der Dusche stand und mir dabei heimlich ins Fäustchen gelacht. Manchmal musst du eben einfach komische Sachen machen und neue Dinge ausprobieren. Es gibt da eine Übung, die Laura gerne vor ihren Meditationen oder vor einem Talk, vor einem Online Coaching oder wann auch immer durchführt. Und glaube mir, ich kam mir im ersten Moment richtig, richtig, richtig blöd vor aber ich habe sie gemacht und passiert ist, dass ich über mich selbst lachen musste und ich gar nicht mehr an irgendeinen inneren Druck oder was auch immer gedacht habe. Die Übung kannst du eigentlich gleich mal durchführen, um zu sehen, wie sehr sie dich von deinen immer wiederkehrenden Gedanken ablenkt. Du kannst sie im Stehen oder im Sitzen machen. Du streckst beide Arme aus und hältst sie nach oben, so, als  wolltest du den Himmel berühren. Dann stellst du dir vor, dass du all die positive Energie, all die Leichtigkeit und all die 'good Vibes'  zu dir herunter in dein Herz ziehen möchtest (das sieht ein bisschen so aus, als würdest du Trockenübungen für Klimmzüge machen - nur mit dem Unterschied, dass du die imaginäre Stange in einer schnellen Bewegung zu dir herunter ziehst und dabei laut "Yes" sagst). Du hältst die Arme nach oben und ziehst sie in einer schnellen Bewegung hinunter und das tust du nun immer und immer wieder. Arme nach oben und in einer schnellen Bewegung nach unten und du sagst dabei laut und voller Freude mit einem Lächeln in deinem Gesicht: "Yes!" und wiederholst die Bewegung und das Wort "Yes!" immer und immer wieder für 30 bis 60 Sekunden. "Yes! Yes! Yes! Yes!" voller Energie und denk nicht darüber nach, wie du soeben aussehen könntest, wer das hören oder sehen könnte oder was auch immer, du willst ja schließlich gerade deine Gedanken umlenken beziehungsweise Ängste und negative Gefühle in den 'Griff' bekommen. Also machst du schnell und laut diese Bewegungen. Du wirst dich anders fühlen, versprochen!

8. sieh rückschläge als message

Ein Rückfall kann passieren. Das ist kein Weltuntergang, du bist nicht zu schwach und du bist auch kein Versager nur weil du in alte Gewohnheiten und Denkmuster zurückgefallen bist. Ich glaube an sich ist der Mensch ein Gewohnheitstier, weil es ihm in irgendeiner Art und Weise Sicherheit gibt. Wenn ich immer wieder das Selbe tue, weiß ich am Ende des Tages ja auch, was mich erwartet und womit ich rechnen kann (auch bei sehr ungesunden Strategien, wie Alkohol trinken oder Drogen konsumieren). Wenn wir uns nun dazu entschließen, unsere Gewohnheiten zu ändern, dann brauchen wir tatsächlich mitunter etwas länger, um uns an diese zu gewöhnen. Wir müssen Dinge immer und immer wieder wiederholen, damit wir uns selbst irgendwann abkaufen, dass die neue Gewohnheit 'besser'  und 'nützlicher' ist als die ursprüngliche und wir einen  Benefit davon haben und dabei kann es nur allzu schnell passieren, dass wir in alte Muster zurück fallen. Also üben, üben, üben und weiter machen.


"Carry the Fuck On!" - Holly Glenn Whitaker


Auf Deutsch heißt das so viel wie: "Mach' verdammte Scheiße weiter!" Egal was passiert. Als ich nach meiner 28 tägigen Entgiftung entlassen wurde, dachte ich, dass alles tutti sei. 28 Tage clean und trocken - hab ja nun kein Problem mehr. Easy! Also gehe ich zurück nach Berlin (so war der Plan, als ich bei meinen Eltern war), altes Umfeld, alte Verhaltensweisen, alte Gedankengänge, ähnliche Gefühle. Es hat exakt eine Woche gedauert und ich hatte einen mega Rückfall. Der kam für mich im ersten Moment wie aus heiterem Himmel. Ganz unverhofft und plötzlich war da die Stimme im Kopf, die die ganze Zeit brüllte: "Trinken, trinken, du musst jetzt trinken! Los! Du kannst gar nicht anders! Trinken, trinken, triiiiiiinnnnnnkeeeeeeeeen!"  Und was habe ich gemacht? Richtig! Ich habe getrunken und bin im nächsten Moment aus alles Wolken gefallen, dass mir das soeben passiert ist.
Aus heutiger Sicht war dieser Rückfall 'das Beste', was mir im damaligen Moment passieren konnte, denn ich musste begreifen, dass mein Leben in dem Moment alles andere als easy  war und 'mein Problem' tatsächlich größer war, als vorher angenommen. Natürlich ist das erst einmal kein schönes Gefühl und natürlich habe ich mich erschrocken und habe mich gefühlt wie der größte Versager und dachte, ich habe gar nichts mehr unter Kontrolle, aber das wichtigste ist doch in diesem Moment eigentlich, wie du mit dem Rückfall umgehst, denn jeder Rückfall beinhaltet eine Message und sagt dir doch eigentlich, dass es gerade alles nicht so tutti läuft, wie du es dir mitunter eingeredet hast, also ist es deine Aufgabe zu schauen, wo der Schuh drückt, was du ändern musst, damit du dich zukünftig besser fühlst und dich gar nicht erst in die Situation bringst, dass das Fass übervoll ist, sodass die Tonne überläuft.

9. Therapie | Beratung | coaching

Ich bin tatsächlich der Meinung, dass es ohne Beratung sehr, sehr schwer sein wird komplett auf eigene Faust mit dem Trinken/Konsumieren aufzuhören. Es muss ja nicht gleich eine Langzeittherapie sein. Es ist dein Weg, es ist dein Leben und es ist deine Entscheidung! 
Viele Menschen haben Angst eine Therapie zu beginnen oder sich bei einer Beratungsstelle beraten zu lassen, da sie das Gefühl haben, dass ihr Leben und ihr 'Problem' vielleicht noch nicht groß genug ist. Dass andere Menschen viel größere Probleme und Sorgen haben und man sich einfach nur zusammen reißen muss, die Zähne zusammen beißt und dann bekommt man das alles schon hin, aber das ist ein Irrglaube. Du darfst dir Hilfe suchen und zwar IMMER! Sowie dein Hausarzt höchstwahrscheinlich nicht von seinem Stuhl fallen wird, wenn du ihm von deiner Situation erzählst, genauso wird weder ein Berater, noch ein Therapeut oder Coach dich abwerten, ablehnen oder schmunzel und zu dir sagen: "Sag mal ist das dein Ernst? Du kommst zu mir, weil du das Gefühl hast, dass du eventuell zu viel trinken könntest und du dich nicht mehr wohl in deinem Leben fühlst? Pfff, geh' mal schön nach Hause und komm' wieder, wenn du echte Probleme hast!"  Und wieder: wenn das passieren sollte, dann hat dein Gegenüber mit Sicherheit auch ein mächtig großes Problem.
Mit Therapeuten, Beratern und beim Coaching musst du natürlich bedenken, dass zwei Menschen aufeinander treffen und miteinander interagieren und es kann durchaus sein, dass du dich nicht wohl fühlst und das Gefühl hast, dich nicht wirklich öffnen zu können. Ich hatte da mitunter auch schon recht komische Erlebnisse. Einmal habe ich bei einer Therapeutin angerufen und war froh, dass der AB überhaupt ran geht und ich einen Rückruf bekommen habe (in dem Moment ging es mir wirklich nicht gut) und wir haben versucht einen passenden Termin zu vereinbaren und die Therapeutin meinte dann tatsächlich zu mir, dass sie nicht mehr so früh morgens anfangen möchte, da sie schon zu alt sei und lachte ins Telefon. Ich war unfassbar irritiert und mein Bauchgefühl schlug Alarm, also habe ich mich weiter umgeschaut. Es ist anstrengend, ich weiß! Aber auch hier könntest du dir Hilfe von Freunden oder Familie suchen. Wichtig ist dabei, dass du deine Ängste und Sorgen thematisierst und nicht 'aushältst' oder ganz einfach nicht mehr zur Beratung/Therapie gehst. Es geht hierbei um dich! Du darfst dir gerne sagen, dass es unfassbar mutig und stark von dir ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Therapeuten sind dazu da, um dir zu helfen dich selbst zu reflektieren, dir zuzuhören und gesunde Strategien zu erarbeiten. Es wird nichts mit dir 'gemacht'. Es wird auch niemand deine Gedanken lesen, oder dich mental manipulieren wollen oder was auch immer. 

Ich habe meine Therapeutin in der Klinik immer als 'Filter' gesehen (das soll jetzt alles andere als gemein klingen, sie war und ist nämlich super). Ich habe es so gesehen, dass, sobald ich in das Beratungszimmer komme und anfange zu reden, es einzig und allein um mich geht (und wie cool ist das denn bitteschön?). Du kannst eine ganze Therapiestunde nur über dich und deine Probleme reden und all das auskotzen, was dir auf der Seele brennt ohne bewertet, blöd angeschaut oder nicht erst genommen zu werden. Du kannst all das raus hauen, was du dir bei Freunden und Familie vielleicht gar nicht zu sagen traust, weil sie mitunter Teil deines Problems sind. Und der Therapeut hilft dir dann dabei zu sortieren, zu fühlen, zu reflektieren und eine Lösung zu finden. Let's do it!

10. Du wirst kein langweiliges leben führen!

Du wirst kein langweiliges Leben führen!
Live Colorfully

Vor meinem 'nüchternen'  Dasein dachte ich immer, dass ich auf alles "verzichten" muss, was mir 'Freude' bereitet, um wieder gesund zu werden. All das, was Spaß macht, wird mir genommen, jeder Tag wird ein Kampf, ich trinke nur noch Wasser, sitze auf meiner Couch und wippe apathisch und freudlos hin und her, weil ich diese Gott verdammte Leere und Sinnlosigkeit in meinem Leben nicht aushalten werde. Und dann werde ich alt und grau. Ohne Partys, ohne Konfetti, ohne Freude und vertrockne innerlich wie eine verschrumpelte Rosine. Das Leben ist vorbei, wenn ich aufhöre zu Trinken, das Leben ist vorbei, wenn ich aufhöre Drogen zu nehmen, das Leben ist vorbei, wenn ich auf Zigaretten verzichte. Keine Partys, keine Bars, kein Aperol Spritz, kein High mehr. Mein Leben wird Death Valley gleichen. Sweetheart: dein Leben wird anfangen, sobald du aufhörst dir den ganzen Scheiß in deinen Körper zu jagen. Und nochmal: es ist dein Leben,  es ist deine Entscheidung, es ist deine Verantwortung. 
Natürlich könnte ich mich auch dazu entschließen, ein 'langweiliges' Leben zu führen aber es gibt keinen Grund dafür.

 

mit Stoff:

  • ich war träge
  • ich war unglücklich
  • ich habe mich leer gefühlt
  • ich hatte permanent ein schlechter Gewissen (wegen allem: meinem Körper, meiner Seele, anderen Menschen gegenüber, meinem Kontostand gegenüber, meinem Chef gegenüber, der Verkäuferin gegenüber)
  • ich habe mich in meinem Körper nicht wohl gefühlt (und man erkennt tatsächlich, wer häufig Alkohol trinkt - ich dachte mein Gesicht war früher schmal, aber ich habe mir mit einem Kumpel vor kurzem ein altes Foto angeschaut und wir waren erschrocken darüber - du bist aufgedunsen.)
  • permanenter innerer Druck und Gedankenkreisen
  • ein latentes Gefühl der Traurigkeit
  • kein Selbstbewusstsein, mein Selbstwert war im Keller
  • Versagensangst
  • Lügen
  • leere Partys (wenn man nüchtern auf eine Party geht und sich betrunkene "Druffis" anschaut, ist es tatsächlich erschreckend zu erkennen, wie leer  Partys eigentlich oftmals sind)
  • und und und

ohne Stoff:

 

  • ich fühle mich leichter
  • ich lebe gesünder
  • ich muss keine Gedanken mehr an Alkohol/Drogen verschwenden und gebe dafür auch kein Geld mehr aus
  • ich habe viel mehr Zeit (zu lesen, zu schreiben, für meine beiden Hunde, für meine Freunde, für meine Familie, zu zeichnen, um Ted Talks zu schauen, zu Blogs lesen, um Podcasts zu hören, zu träumen, zu kreieren, zum Brainstormen, zum Ideen umsetzen, zum Sport machen, zu meditieren, zum Yoga machen, zu schlafen, etc.)
  • ich habe kein schlechtes Gewissen mehr
  • ich fühle meine Gefühle
  • ich habe mein Leben im Griff
  • ich laufe meinen Träumen entgegen
  • in kann klar denken
  • ich fühle meinen Körper
  • ich schlafe die Nächte durch und wache jeden morgen auf und fühle mich gut. Ich fühle mich jeden morgen gut und das ist so unfassbar krass!)
  • kein unnötiges schwitzen, kein unnötiges Zittern
  • kein aufgedunsenes Gesicht, keine geschwollenen Hände und Füße
  • so viel mehr Freude: Eis essen, spazieren gehen, Hasen im Wald beobachten, morgens um 7 an der Elbe spazieren gehen und einem Bieber bei seiner "Arbeit" beobachten
  • Hunde aus dem Tierheim retten
  • mit meiner Nichte Whatsapp Nachrichten schreiben
  • selten etwas vergessen
  • so unfassbar mehr Fülle

The point is: dein Leben ist das, was du daraus machst und ich kann dir hiermit versprechen, wenn du anfängst auf dein Herz zu hören, wenn du anfängst, Dinge in deinem Leben zu ändern und nach und nach wieder in deine Kraft zu kommen. Wenn du anfängst, dich wieder selbst wichtig und ernst zu nehmen und wenn du lernst, dem Leben zu vertrauen, dann wird sich etwas in Bewegung setzen.
Ich habe es früher immer nicht so richtig verstanden, oder nicht ernst nehmen wollen oder einfach nicht gewusst, wie es funktionieren soll und bin dann lieber in meinem "alten Leben" stecken geblieben aber du bekommst immer das, was du dir wünschst. Und das mag sich jetzt ganz, ganz komisch anhören und ich hätte niemals gedacht, dass dies mal aus meinem Mund kommen würde oder ich darüber schreibe, aber das Leben ist immer für dich. Und jetzt magst du vielleicht denken, dass das nicht wahr ist und das du dir nie gewünscht hast, so viel zu trinken und dich so leer zu fühlen und gefühlt nichts mehr unter Kontrolle zu haben ABER: du hast dir dein Leben selbst erschaffen und dein Leben ist nur ein Spiegelbild deiner inneren Welt.

Und ohne jetzt näher auf Spiritualität eingehen zu wollen ist es an sich ganz einfach: wenn du dir permanent sagst, dass du nichts wert bist, dass dein Leben scheiße ist und du nichts mehr im Griff hast und daraufhin konsumierst, dann passiert folgendes: du fühlst dich scheiße, wirst nichts im Griff haben und daraufhin das starke Bedürfnis haben, zu konsumieren. Wenn du aber anfängst, dich um dich selbst zu kümmern, dich wert zu schätzen, dich anzuerkennen und anfängst nach und nach und Stück für Stück aufzuräumen (vielleicht auch erstmal nur in ganz kleinen Schritten), dann wird folgendes passieren: du wirst anfangen dich selbst wert zu schätzen, dich selbst mehr anzuerkennen und anfangen, die Kontrolle über dein Leben zurück zu gewinnen und das Bedürfnis mit Hilfe von Alkohol oder Drogen aus deinem Leben verschwinden zu wollen wird geringer. Und dann wirst du die Sonne wieder strahlen sehen, die kleinen Dinge schätzen und dein Leben wird lebenswerter werden. Dann sind Bars, Partys und Zigaretten einfach nicht mehr wichtig.

Alkohol und Drogen machen zwangsläufig irgendwann depressiv und dämpfen deine Gefühle. Wir jagen einem High nach dem nächsten hinterher aber die "Glücksmomente" werden immer weniger und irgendwann verfangen wir uns womöglich in dem Gedanken, dass, wenn selbst das nicht funktioniert und ich mich nicht mal mehr auf die Substanz verlassen kann, ich mich gleich auf gar nichts mehr verlassen kann.
Nochmal: dein Leben beginnt mit jedem Schluck, den du nicht trinkst.

11. Meditation & Yoga aka achtsamkeit

Ich höre dich jetzt schon innerlich sagen: " Das ist nichts für mich! Ich kann nicht so lange still sitzen! Ich kann mich nicht so elegant bewegen. Ich kann das einfach nicht!" NOCHMAL zum Mitschreiben: Ich kann nicht, gibt es nicht! Und wenn du es noch nicht kannst, dann kannst du es ja zumindest ausprobieren. Zumindest kannst du ja Dinge anders machen, als zuvor und da ein guter Plan und eine gesunde Struktur wichtig sind, können wir ja gleich ein wenig Meditation und Yoga einbauen. Es muss auch nicht unbedingt Yoga sein. QiGong oder ähnliches ist auch super, es geht nur darum, mit bestimmten Übungen Achtsamkeit zu praktizieren, dich zu entspannen, dich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und deine Gedanken nicht permanent Überhand gewinnen zu lassen.
Und falls du knapp bei Kasse sein solltest, musst du auch nicht in ein Yogastudio gehen oder ähnliches. Ich praktiziere ganz einfach zu Hause. Ich meditiere auch beispielsweise nicht 60 Minuten lang, weil ich das auch (noch) nicht aushalte. Ich habe mit ein paar Sekunden, dann ein paar Minuten angefangen und meditiere jetzt (fast) täglich für 20 Minuten. Manchmal sind es angeleitete Meditationen und manchmal meditiere ich für mich alleine. Du kannst dir sogar Apps wie Calm, Headspace oder 7Mind herunter laden und damit meditieren, zumal gibt es  unzählige Meditationen online auf YouTube. Damit habe ich begonnen. Mir ist die Stimme des Sprechers immer wichtig, sonst raste ich innerlich immer halb aus. Also schau einfach, was dir zusagt. Ich nutze abwechselnd folgende YouTube Meditationen/Selbsthypnose/Affirmationen:

Selbsthypnose für bedingungslose Liebe - Moritz Rudolf

Das Meer der Heilung - Dr. Norbert Preetz

Und den Kanal von ky - o nutze ich oft. Zudem gibt es eine Menge kostenfreier Meditationen im Podcast Happy, Holy & Confident oder du stöberst einfach selbst, was dir zusagt. Du kannst beim Meditieren nichts falsch machen - es sei denn du stehst auf und gehst und hörst auf zu meditieren. Übung macht bekanntlich den Meister.

 

Zu den Vorteilen von Yoga habe ich meine Freundin Sibel vom Yogaladen Offenbach schon einmal interviewt, den Beitrag findest du hier. Ich persönlich habe schon einige Yogastudios ausprobiert. Am meisten zugesagt hat mir das Jivamukti Yoga Studio in Berlin aber da der Besuch von Yogastudios üblicherweise etwas kostet und ich knapp bei Kasse war, habe ich mir mit folgenden Videos aus der Patsche geholfen:

Jivamukti 90 Minuten Yoga Class - All Levels (da gibt es noch andere, schau einfach nach, was dir zusagt) und ja: ich singe das "OM" mit, denn singen hebt die Stimmung

Der YouTube - Kanal von Mady Morrison ist super. Dort findest du einzelne Yoga - Stunden und Meditationen. Ansonsten kannst du auch hier einfach wieder bei YouTube stöbern und schauen, was dir zusagt.

Du kannst nur herausfinden was es dir bringt, wenn du anfängst es auszuprobieren!

12. Sport

Wenn wir Menschen unsere 'lieb gewonnenen' Gewohnheit ändern, dann sind wir sicherlich die erste Zeit angespannt. Unser System wird ja schließlich neu sortiert und damit müssen wir erst einmal zurecht kommen. Ich bin keine Ärztin oder Biochemikerin oder ähnliches aber herunter gebrochen ist es in eigenen Worten so, dass, wenn wir Drogen konsumieren, wir ja diese nicht ohne Grund konsumieren, sondern unser Körper (unser Hirn) erwartet ein 'High' - eine fette Party in deinem Kopf also, sodass du bei jedem Mal Input denkst, dir geht es dadurch besser. Also machst du es immer und immer wieder und denkst das Zeug macht dich glücklich und hilft dir dabei zu entspannen, los zulassen, zu genießen, zu schlafen, zu feiern, zu irgendetwas. Wir 'chasen' irgendwann ein 'High' nach dem nächsten in der Hoffnung, dass der nächste Rausch das Leben doch noch erträglicher macht. Bis es irgendwann unerträglich ist, da wir der Lüge nach und nach auf die Schlichte kommen. Wenn wir dann aufhören, fehlt uns natürlich unser Rausch erst einmal richtig, richtig dolle und unser Körper und unser Kopf sagt und zeigt und wiederholt dann immer wieder, dass wir nun die heiß geliebte Droge zu uns nehmen müssen, weil wir sonst nicht glücklich werden. 
Um in diesen Momenten einen klaren Kopf zu bewahren und eine gesunde Entscheidung zu treffen, könntest du zum einen beginnen mit dieser Stimme zu reden und ihr zu sagen, dass es zwar schön und gut ist, was sie da gerade sagt und dass das ja alles irgendwie plausibel klingt, da wir aus unserer Vergangenheit das Gefühl hatten nur durch den Input glücklich zu werden ABER: du solltest ihr im selben Atemzug auch sagen, dass sie von nun an gefälligst mal die große Klappe halten kann, weil du jetzt etwas neues ausprobierst. Punkt.

 

Wenn wir uns dazu entschließen aufzuhören einem Rausch nach dem nächsten hinterher zu jagen, dann müssen wir (neu) lernen, uns selbst auf natürlichem Wege glücklich zu machen. Unser System ist es gewohnt, dass Input kommt und er 'high' wird. Von nun an müssen wir aber selbst und auf natürlichem Wege dafür sorgen, dass wir einen Ausgleich finden und uns selbst glücklich (oder erst einmal zufrieden, oder vielleicht auch erst einmal 'aushaltbar') machen.

 

Mir hat Sport dabei sehr geholfen, auch, um innere Anspannung und Suchtdruck entgegen zu wirken und mich abzulenken. Natürlich solltest du es nicht übertreiben und nicht von einem Extrem ins nächste rutschen. Falls du jetzt denken solltes: "Sport ist aber nichts für mich! Ich bin so unsportlich! Ich habe Sport noch nie gemocht!" dann ließ Punkt 1 und Punkt 5 noch einmal! Jetzt! Es geht auch nicht darum, dass du gleich einen Marathon läufst oder ähnliches. Es geht nur darum, dass du deine Routinen änderst, einen gesunden Ausgleich schaffst und dir und deinem Körper etwas gutes tust - da gehört Bewegung tatsächlich dazu. Du könntest auch mit einem Spaziergang anfangen und den dehnst du dann aus und vielleicht läufst du zwischendrin auch ein paar schnellere Schritte und dann dehnst du das ganze noch weiter aus. Ich war auch keine Läuferin, bevor ich mit dem Laufen angefangen habe. Ich war auch keine Schwimmerin, bevor ich nicht mit dem Schwimmen angefangen habe. Ich war auch keine Bloggerin, bevor ich mit dem Bloggen begonnen habe und ich war verdammt nochmal nicht nüchtern, bevor ich aufgehört habe zu trinken!

Weil ich Musik und Tanzflächen eine Zeit lang sehr vermisst habe, bin ich dann eben mit Kopfhörern in meinen Ohren durch den Wald gejoggt und habe mir die Bässe durch meinen Gehörgang gejagt. In der Zeit hatte ich keine Zeit mehr über Suchtdruck nachzudenken, da mein Körper und mein Geist mit etwas anderem beschäftigt waren. Hier findest du meine "Sober" Playlist für das Rennen durch den Wald, falls du auf elektronische Tanzmusik stehen solltest. Ansonsten kannst du ganz einfach deine eigene Playlist mit deiner eigenen Lieblingsmusik erstellen - auch eine gute Beschäftigung!

 

Falls Joggen nichts für dich sein sollte, dann kannst du es ja auch mit Schwimmen probieren, oder Seilspringen, Radfahren, Kickboxen oder sonst etwas. Probiere neue Dinge aus. Du musst auch kein Geld für ein teures Fitnessstudio ausgeben. Ich zum beispiel trainiere mit der Nike NTC App und nutze die Nike Run Club App (genauso gut kannst du aber auch jede andere App wie beispielsweise Runtastic zum Laufen benutzen), weil es einfach Spaß macht und motiviert. Ich bin auch nicht immer hoch motiviert und sprühe vor Freude vor jedem Workout aber ich weiß, dass ich mich danach besser fühlen werde und etwas für mich und meinen Körper getan habe.

Jetzt in diesem Moment, in dem ich diese Zeilen schreiben, habe ich gefühlt Muskelkater in (fast) jeder Faser meines Körpers, weil ich etwas neues ausprobiert habe. Seitdem ich mit dem Rauchen aufgehört habe, habe ich 2 kg zugenommen. Jetzt kann man sagen, dass 2 kg nicht schlimm sind und dass das eben so ist und das ich trotzdem noch schlank bin und alles voll in Ordnung ist und es geht mir auch nicht um diese blöden zwei Kilo - die sind mir an sich egal, es geht mir um das Gefühl, was ich habe DENN: wenn ich mich in meinem eigenen Körper nicht wohl fühle, dann ist es meine Aufgabe etwas daran zu ändern. Also habe ich mir die App genommen, ein 3 - Wochen Programm erstellt, mit drei Mal 30 minütigen Workouts pro Woche, gehe zweimal die Woche joggen und mache 1 - 2 mal die Woche 20 Minuten Yoga. Es ist meine Entscheidung, es ist mein Körper. Genauso wie es deine Entscheidung und dein Körper ist. It's as easy as that!

13. bücher | BLOG | podcast

Büchertipps
Bücher

Ich habe mir vorgenommen, noch einen ausführlicheren Blogbeitrag mit einer Bücherliste zu verfassen, mit Büchern die mir dabei geholfen haben, nüchtern zu bleiben. Vorerst gibt es einen kurzen Überblick über meine All Time Favs.


Mir hat die Auseinandersetzung mit meinen Themen dabei geholfen, mich selbst, mein Verhalten und meine Gefühle zu verstehen und das Gefühl los zu werden, dass ich die Einzige auf dieser Welt bin, die die "Kontrolle" verloren hat und ihr Leben nun neu sortieren will. Ich Liste meine Lieblingsblogs, - bücher und - podcast einfach auf. Wie gesagt, es wird noch eine ausführlicherer Beitrag folgen.

 

Bücher:

Sobriety / Abhängigkeit / Sucht

Psychologie / Ratgeber

Leben / Philosophie

Liebe / Partnerschaft

Podcasts:

Blogs:

14. der weg ist das ziel

Sonnenstrahlen
Wolken und Sonne

Manchmal scheint der Weg zu weit, zu lang, zu anstrengend, zu holprig und das Ziel ist zu weit weg und scheint unerreichbar zu sein. Das ist ok. Nicht jeder Tag ist gleich und am Anfang der Reise wird es sicherlich sehr anstrengend werden und manchmal wirst du das Gefühl haben, lieber alles hinschmeißen zu wollen, weil du dich fragen wirst, was die ganze Anstrengung denn eigentlich bringen soll und ob diese Anspannung, dieser Druck, diese innere Unruhe irgendwann mal ein Ende nehmen werden. Ich kann dir sagen, alles braucht seine Zeit. Wir Menschen brauchen immer eine Weile, um uns an neue Verhaltensweisen zu gewöhnen und mit der Zeit wird es dir immer leichter fallen. Am Anfang wird es weder Spaß machen, noch super leicht von der Hand gehen aber mit der Zeit wird es immer besser und dir immer leichter fallen, denn je mehr du übst und je mehr du dich an dein 'neues' Leben gewöhnst und dich immer wieder für dich entscheidest, desto mehr Vertrauen gewinnst du in dich und dein Leben und desto schneller wirst du mitbekommen, dass ein nüchternes Leben alles andere als trocken und fad ist. Du wirst dich mental besser und stärker fühlen, du wirst dich fitter fühlen und deinen Körper wertschätzen (strong body means strong mind!). Du wirst mehr Energie haben und neue Dinge ausprobieren und wirst mitbekommen, dass Veränderungen möglich sind.

Es ist doch so: am Ende unseres Lebens werden wir sterben, daran gibt es nichts zu rütteln. Und wir dürfen entscheiden, ob wir einen langen, qualvollen Weg gehen oder uns für ein leichtes Leben entscheiden. Wir haben die Wahl. Mit deinem Leben ist es so, wie mit dir selbst, du kannst dich dazu entschließen, dein bester Freud oder dein schlimmster Feind zu sein. Und wenn du beginnst, dein Leben herunter zu brechen, dann wirst du verstehen, dass es eigentlich nur einen einzigen Moment gibt. Es gibt kein gestern, es gibt auch kein morgen. Du wirst niemals wissen, was in einer Stunde passieren wird. Du hast nur diesen einen Moment, deswegen kannst du dir sagen, das du dich Hier und Jetzt, in diesem Augenblick, für dich entscheidest und das tust du dann immer und immer wieder. Nur für jetzt, nur für heute, nur für diesen Tag und irgendwann wird eine Woche, ein Monat, ein Jahr daraus und dann wirst du zurück blicken und unfassbar stolz auf dich sein dürfen. 

15. du wirst nicht schlafen können

Mit und ohne Alkohol waren die letzten Wochen vor der Therapie eine Qual, denn ich konnte mich weder entspannen, noch schlafen und wenn ich ein paar Stunden die Augen zu gemacht habe und wach geworden bin, lag ich hellwach in meinem Bett und war so wütend auf mich selbst, weil ich meinen eigenen Körper nicht zum Schlafen bringen konnte.
Auch in der ersten Zeit der Therapie lag ich lange wach, beziehungsweise bin oftmals Mitten in der Nacht aufgewacht und habe mich in meinem Bett rum gewälzt. Das wird dir den letzten Nerv rauben aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis dein Körper zur Ruhe kommt und du wieder eine Nacht durchschlafen kannst. Das ist anstrengend und reizt die müden Nerven, ich weiß. Aber da müssen wir nun einmal durch. 
Mir kam es auch nicht sonderlich zu Gute, dass ich auf die Ersatzdroge Koffein umgestiegen bin und Kaffee auch am späten Nachmittag beziehungsweise am Abend getrunken habe. Das ist total unlogisch aber als Suchti macht man eben manchmal echt unlogische Sachen, nur um einen kleinen Kick zu bekommen. Also, falls du es einrichten kannst, dann versuch Kaffee tatsächlich nur am Morgen zu trinken. Am Abend helfen dann Beruhigungstees. Ich nutze auch gerne Einschlaf - Meditationen (auch hier findest du eine breite Palette bei YouTube - schau einfach, welche dir zusagen), falls ich einmal nicht zur Ruhe kommen kann (was tatsächlich bei Vollmond fast immer der Fall ist). Zudem dient Lavendelöl auch zur Beruhigung. Ich nutze gerne den 'stressfrei' Aroma Roll - On von Primavera .  Natürlich kannst du auch jede andere Marke nutzen. Ich reibe mir dann etwas Öl auf meine Handgelenke, reibe sie aneinander und rieche daran. Das kann im Übrigen auch sehr gut bei Suchtdruck helfen.
Falls du überhaupt nicht zur Ruhe kommen solltest, dann brauchst du dich nicht zu scheuen dies bei deinem Hausarzt anzusprechen.

16. heißhunger

Tipps gegen Heißhunger
Peanut Cookies

Ich war nie der große Süßigkeiten - Esser (zumindest dachte ich das immer) bevor ich aufgehört habe Alkohol zu trinken. Ich habe lieber so wenig wie möglich gegessen und so viel wie möglich getrunken.

By the way:

1 Flasche Weißwein enthält ca. 700 kcal  

1 Flasche Rotwein enthält ca. 800 kcal

1 Flasche Bier (0,5l) enthält ca. 210 kcal 

 

Und auch jede Menge Zucker. Sprich, es ist nur eine Frage der Zeit bis dein Körper nicht nur das Verlangen nach Alkohol verspürt, sondern eben auch das Verlangen nach jeder Menge Zucker, um irgendeinem Flash hinterher zu jagen. Während der Entgiftung hat es nur 3 - 4 Tage gedauert, bis ich mir eine fette Gummibären / Schoko - Dröhnung verpassen 'musste' und war selbst ganz verwundert darüber, weil ich nicht damit gerechnet habe. Das ging dann Tag für Tag so und langsam wurde mir ganz komisch bei dem Gedanken, dadurch nicht nur meinen 'besten Freund, den Alkohol'  verloren zu haben, sondern jetzt auch noch etliche an Kilos zuzulegen. Schöne Scheiße!
Also musste ein Kompromiss her, da ich mir nicht zumuten wollte, auf jegliche 'Gelüste' zu verzichten. Auch heute noch gehe ich den meisten meiner Süßigkeiten - Gelüste nach. Soeben habe ich den Rest einer 500 ml Packung Peanut Cookie Vegan Ice Cream verdrückt aber im selben Zug schaffe ich einen Ausgleich. Zum einen verdrücke ich nicht jeden Tag 500 ml Ice Cream, zum anderen achte ich auf ausreichend Bewegung. Ich versuche mindestens 2 - 3 Liter Wasser (!) - keine Limo, Säfte, Cola oder den ganzen Süßkram - zu trinken. Aufpeppen kannst du Wasser auch mit Zitrone oder Limette oder Gurke oder Minze oder alles zusammen. Ich versuche weitestgehend regelmäßig zu essen (aber auch nur, wenn ich Hunger habe). Falls ich Heißhunger auf Süßigkeiten oder Ice Cream habe, dann greife ich nicht immer gleich zu Schokolade, sondern esse alternativ eine handvoll Nüsse wie Walnüsse, Cashew - Kerne oder Paranüsse. Wenn ich zu Schokolade greife, dann zu Bitterschokolade (Herrenschokolade) oder ich esse eine handvoll getrockneter Datteln oder Pflaumen. Super lecker finde ich zudem auch eine Mischung aus verschiedenen Früchten (Kiwi, Banane, Mango, Ananas), Nüssen, Datteln, Magerquark (für die nicht Veganer) oder Soja - Syrr und darüber gebe ich dann etwas Zuckerrübensirup. Heißt, du hast genügend Alternativen und musst nicht zwangsweise gleich zu weißer Schokolade und Marshmallows greifen. Verbote machen zu viel Stress, achte lieber darauf, dass du dich wohl fühlst. Prio Nummer 1 ist in erster Linie sowieso nichts zu trinken/ konsumieren.

17. du bist ein rockstar!

You are enough.
Du bist genug!

Du bist wundervoll! Das ist so und daran gibt es nichts zu rütteln. Du bist ein unfassbar wunderbarer Mensch, egal wo du momentan stehst! Du bist weder ein Versager, noch ein Nichtsnutz, noch sonst irgendetwas negatives, nur, weil du möglicherweise die Kontrolle über Alkohol/Drogen verloren hast. Alkohol und Drogen machen süchtig und es gibt Millionen von Menschen, denen es genauso geht und ich wette mit dir, keiner davon ist ein Versager. Wir sind alle Menschen mit unterschiedlichsten Geschichten, Prägungen, Gefühlen, Erfahrungen. Und Menschen treffen Entscheidungen und manchmal ist diese Entscheidung auf den ersten Blick betrachtet falsch. Aber richtig oder falsch gibt es nicht, denn es gibt einen Grund, weswegen du dein Leben so lebt, wie du es lebst und du kannst immer eine andere Entscheidung treffen. Sieh es einmal so: Du hast eine Strategie / eine Lebensweise ausprobiert und diese hat nicht funktioniert. Es gibt Gründe, weswegen du soeben da stehst, wo du stehst und das ist völlig ok. Du bist völlig in Ordnung, auch wenn du dich vielleicht momentan nicht so fühlst. Ich zumindest finde dich - obwohl ich dich vielleicht nicht einmal persönlich kenne - schon einmal völlig in Ordnung.
Und dir einzugestehen, dass du etwas ändern möchtest, dass du zukünftig auf Drogen verzichten möchtest ist positiv und unfassbar stark von dir. Nur weil uns in unserer Gesellschaft suggeriert wird, dass wir Alkohol brauchen, das wir mit Hilfe einer Droge fröhlich, offen, lustig, sozial sind und wenn wir darauf verzichten, plötzlich etwas ganz und gar nicht mehr mit uns stimmt, heißt das noch lange nicht, dass das der Wahrheit entspricht. Mit dem Verzicht von Alkohol oder Drogen wählst du dich, du wählst dein Leben, du wählst die Gesundheit, du wählst einen klaren Kopf, du wählst Wahrhaftigkeit und Authentizität und irgendwann wirst du begreifen, dass du nicht den Verzicht gewählt hast, sondern deine UNABHÄNGIGKEIT und das wiederum macht dich zu einem f****ng ROCKSTAR! Und deswegen sage ich: High Five auf Dich und dein wundervolles Leben!

photo credits: Cia Gould; Adam Jang; Clay Banks; Josh Felise; Sam Schooler; Felicia Buitenwerf // unsplash


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Kommentare: 4
  • #1

    M. M. (Sonntag, 25 August 2019 17:54)

    In vielen Teilen erkenne ich mich in der Depression in der ich festhing wieder, gibt das ne große Schnittmenge finde ich. Auch das rauskommen, quasi "nüchtern werden", und die stete Gefahr rückfällig zu werden klingt ähnlich. Sehr schöner Beitrag, danke dafür! :-)

  • #2

    Mel Endorphine (Donnerstag, 03 Oktober 2019 07:55)

    Liebe Vlada,

    ich danke dir für all deine Liebe, die du in diesen unglaublich wertvollen Beitrag gesteckt hast! Ich bin sicher, dass du damit viele Betroffene aus ihrer Verzweiflung holen kannst. Besonders in den schweren Momenten, in denen man einfach nicht weiß wo oben und unten ist. Wie man das alles schaffen soll. Wo man sich so Fehl am Platz fühlt in dieser verrückten Welt. Wenn es dunkel und still um einen herum ist und man sich fast dafür entscheiden würde, einfach aufzugeben.

    Danke du unglaublich starke und mutige Frau!
    Much love, Mel

  • #3

    Anne-Lise (Donnerstag, 03 Oktober 2019 13:54)

    Hab ganz lieben Dank für diesen wundervollen Bericht. Er macht mir Mut den ersten Schritt zu tun und das erste Glas stehen zu lassen. Noch hindert mich die Angst, wieder zu versagen, davor anzufangen. So oft habe ich es probiert und immer wieder gab es diese eine Ausnahme...
    Dein Blog macht mir Mut - Danke dafür ❤️

  • #4

    Carsten (Freitag, 04 Oktober 2019 15:34)

    Liebe Vlada,

    habe die Texte ganz durchgelesen und mir nen bookmark gesetzt. Ich werde öfters wiederkommen.

    Was mir derzeit, neben einer Psychotherapie, besonders hilft ist eine sensomotorisch-perzeptive Ergotherapie. Ich habe das Riesenglück, eine besonders empathische, kreative und kompetente Ergotherapeutin gefunden zu haben und möchte diesen Tipp für Andere da lassen.

    Ich hab meinen neuen Weg angefangen und will ihn weiter gehen. Ohne Alk aber gerne manchmal mit deinem blog. Danke für diesen :-)

    Dir und Euch (allen MitleserInnen) alles Liebe