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Liebe Liebe - Ich ziehe jetzt auf's Land

 

Die Liebe ist doch schön,  ganz wunderbar, locker und leicht. Jeder ist liebes-fähig und eine gesunde Beziehungsgestaltung sollte doch an sich kein Problem sein.

Texte über die Liebe bekommen bestimmt ganz schön viele Klicks. Ich klicke da selbst gerne drauf. Meine Schnulzen - Zeiten sind zwar vorbei und ich höre lieber elektronische Tanzmusik, dennoch sind Liebesdinge irgendwie wichtig und geben dem Leben den nötigen Drive.

Aber wie funktioniert das denn nun?

Verlieben

Verlieben
Beziehung

Die beste Phase? Der Einstieg, vielleicht auch die Einstiegsdroge. Die Hormone spielen verrückt. Wir können an nichts anderes mehr denken, als an das Objekt der Begierde. Wir sind beflügelt, machen uns schön, vielleicht auch schöner als wir sind und setzen zum Schutz die rosarote Brille auf. Hat die Natur echt auch ganz clever eingerichtet. Ruhig verlieben, geht das? So verlieben, dass man die Person gegenüber auch realistisch wahrnehmen kann? Realistisch klingt in diesem Zusammenhang wohl etwas unromantisch, schweben wir doch in diesem Stadium auf zuckersüßen, locker – flockigen Wolken.

 

Liebe lieber ungewöhnlich. Ganz zuckersüß malen wir uns unsere Zukunft aus, schmieden Pläne, denken groß und mit offenem Herzen. Das ist er, das ist sie. Der oder keiner, die oder keine. Diesmal wird es klappen, diesmal wird alles gut. Schön und gut, aber was ist, wenn die Masken fallen? Wenn kleine aber feine Dinge ans Tageslicht treten. Wenn wir aufwachen, aus dem rosaroten Traum und die verfärbte Brille abnehmen.

"Wir bekommen mit, dass der Andere ein Mensch ist."

Liebe

Es gibt wohl Phasen der Liebe. Phasen, die ein jedes Paar durchläuft und sich in jeder Phase füreinander entscheiden kann, oder eben nicht.

 

Nach rosaroten Zeiten sehen wir Dinge anders. Der Partner wird zum Gegenüber, manchmal auch zum Kampfobjekt, an dem man sich nicht nur im Federbett reibt.

In einer Beziehung spielen wohl nicht immer nur zwei Erwachsene eine Rolle, sondern auch zwei kleine Kinder. Allein mit innerem Kind ist es womöglich gut zu bändigen, aber wenn zwei aufeinandertreffen, fliegen oftmals die Fetzen.

 

Was ist denn nun passiert? Wir sehen den Anderen in einem anderen Licht und das innere Kind fängt zu quaken an. Wir schauen eigentlich in einen Spiegel und der heißgeliebte Prinz Eisenherz drückt alle möglichen Knöpfe. Zuvor genießen wir mit Vorsicht, mit Bedacht und wollen unsere Schokoladenseite zeigen, aber mit der Zeit fallen die Masken und die Realität kehrt ein.

Langsam aber sicher haben wir das Gefühl, dass wir möglicherweise die Katze im Sack gekauft haben.

"So habe ich mir das jetzt aber nicht vorgestellt.“

 Ich dachte, Du bist ganz anders. Ich dachte, du bist der Prinz auf dem weißen Gaul, oder die Prinzessin, die ihr goldenes Haar aus dem Liebesturm wirft.

Endstation: Hoffnung. Und nun?

Bedürfnisse

Ein jeder Mensch hat seine Bedürfnisse, die gerne erfüllt werden dürfen. Aber was ist, wenn Bedürfnisse aufeinander prallen? Wenn Ego - Schweine quieken und wir vor lauter Lärm nichts mehr hören, geschweige denn klar denken können.

"Ich dachte, du bist anders!"

 Oder vielleicht dachte ich auch, dass ich anders sein kann. Beziehung heißt wohl auch, Kompromisse eingehen, auf den Gegenüber eingehen. Verständnisvoll, in Ruhe und Liebe – bis das der Tod uns scheidet? Und wie qualvoll soll der Tot jetzt sein?

 

Bedürfnisse sind ja schön und gut, aber inwieweit sollten wir uns verbiegen, in wieweit spielt der Freiheitsdrang des einen, eine unschöne Rolle im friedvollen Dasein des Anderen? Liebt einer immer mehr?

Die Crux an der Geschichte – oftmals machen wir uns emotional Abhängig. Das eigene Leben steht und fällt mit der Liebe des Anderen und das ist wohl eher ungesund.

"Wer war eigentlich Generation beziehungsfähig?“

Ich bewundere Paar, die schon jahrelang den Weg gemeinsam bestreiten. Damit meine ich nicht die Paare, die man manchmal im Restaurant sitzen sieht und die kein einziges Wort miteinander wechseln. Da ist wohl alles gesagt, oder man hat sich nichts mehr zu sagen, oder man hat aufgegeben. Aber was geht mich schon fremdes Elend an?

 

Ich meine Paare wie meinen Onkel und meine Tante, die sich in jungen Jahren kennenlernen und den Weg gemeinsam bestreiten – in guten, wie in schlechten Zeiten, ohne wenn und aber.

 

Liebe ist dann wohl doch eine Entscheidung. Eine Entscheidung dafür, auch in stürmischen Zeiten Händchen zu halten, obwohl man lieber davonlaufen würde. Aber da wären wir wieder bei den Bedürfnissen.

Entscheidung

Bedürfnisse
Liebe

 Gehen oder bleiben? Wie lange können wir, oder sollten wir versuchen? Bis gar nichts mehr geht?

 

„Liebe kann alles“ (wie Zurhorst und Zurhorst so schön sagen). Echt jetzt? Also das mit der Selbstliebe habe ich in letzter Zeit eigentlich ganz gut drauf, nur wenn mir jemand in die Quere kommt, könnte sie Flöten gehen und spielt ein liebliches Lied vom schleichenden Tod. Die Melodie von etwas Anderem, aber nicht dem, was gerade in Beziehungsdingen abläuft. Einer liebt wohl immer mehr.

 

Bis dato hänge ich an Podcasts und Beziehungsratgebern. Im analytischen Denken war ich tatsächlich schon immer gut. Durchdenken ist kein Ding, durch – fühlen eine ganz andere Hausnummer. Eigentlich will ich, eigentlich fühle ich, eigentlich weißt mir mein Bauch den richtigen Weg und alles ist gut.

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?“

 Wir sollten lernen, uns selbst zu vertrauen, unabhängig von irgendwelchen Zwängen und kontrolliertem Wahnsinn. Kontrolle verlieren ist wiederum auch nicht so gut. Also fällt die Entscheidung und ich wähle Vertrauen. Mehr Vertrauen in mich und mein Bauchgefühl, in mich und mein Herz.

Trennung

Das Ende vom Lied. Das haben wir uns doch ganz andern vorgestellt. Diesmal sollte es doch anders sein. Diesmal sollte es doch richtig sein. Wir wollten alles richtig machen, aber wenn Wege sich kreuzen und Vorstellung zu sehr auseinander gehen, dann ist das Verbiegen nicht dienlich, dann fühlt sich Verbiegen so an, wie sein eigenes Leben nicht ernst nehmen, seine eigenen Bedürfnisse nicht wahrnehmen. Inwieweit verbiegen möglich ist?  Ich glaube gar nicht. Zumindest ist der Preis viel zu hoch und verbiegen tut auf Dauer weh.

"Gehen oder bleiben?“

Eine Trennung in Ruhe und Frieden ist etwas für Profis. Ruhe und Frieden wäre schön, aber wenn man sich entspannt einigen könnte, dann müsste man sich vielleicht auch gar nicht trennen.

 

Herzschmerz ist echt beschissen. Manchmal kommt man aber auch mit einem blauen Auge davon. Im tiefen Sumpf der Selbstaufgabe hangeln wir uns von Ast zu Ast und die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Bis wir eines Tages aufwachen und behaupten können: es ist überstanden! Es ist vollbracht und ziehen los und weiter. Ich lasse los und die Hoffnung ist mein Begleiter, sodass Ruhe einkehren kann.

 

Bis das ganze Spiel von Vorne beginnt.

photo credits: Daiga Ellaby; Laura Vinck // unsplash

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