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Loslassen

Leicht wie eine Feder

Leicht wie eine Feder
Loslassen

Das Loslassen sollte doch an sich ganz einfach von der Hand gehen, oder etwa nicht? So leicht wie eine Feder. Ich gebe Raum, gebe Zeit und lasse frei. Loslassen ist doch eigentlich innerhalb von ein paar Sekunden vollzogen.

Ich hafte nicht mehr an Dingen, an Gedanken, an Glaubenssätzen. Ich hafte nicht mehr an schlechten Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Ich hafte nicht mehr an der Angst, an den Sorgen, am Zweifel. Ich bin.

 

Ich mache mich frei von der Vergangenheit, ich bin frei im Kopf. Ich bin frei.

Doch leider verstricken wir uns geistig in so viele Dinge und es fällt uns offensichtlich manchmal schwer, den nötigen Abstand zu gewinnen. Wir könnten doch ganz einfach als Beobachter unserer eigenen Realität agieren. Wir könnten beobachten - ganz ohne Wertung - und den Blickwinkel ändern, um dann die Entscheidung zu treffen, dass einige Dinge gehen und andere Dinge bleiben dürfen.

"loslassen ist ein Prozess"

Ich halte etwas ganz, ganz fest in meiner Hand. Meine Finger sind zu einer Faust geballt. Aber das Ding, welches ich in meiner Hand halte, möchte ich eigentlich gar nicht haben. Ich möchte es abgeben, ich möchte es loswerden und sage mir innerlich im rauen Ton: " Lass los! Lass das Ding jetzt einfach los und lass es fallen!"

 

Meine Hand bleibt weiterhin zur Faust geballt, verkrampft und nichts passiert. Die Gedanken werden lauter. Sie schreien mich förmlich an und wollen mir damit vermitteln, dass ich dieses Ding in der Hand  nun endlich fallen lassen soll. Das mir dieser Gegenstand in meiner Hand eigentlich gar keine Freude bereitet und mir eigentlich nur Schaden zufügt. 

Meine Hand tut langsam weh und die Gedanken brüllen lauter: "Lass los, lass einfach los und lass fallen!"

Festhalten

Eine ganze Weile halte ich fest. Die Gedanken kreisen schneller und ich werde frustrierter. Ich kann das nicht! Ich kann das einfach nicht. Ich kann den Menschen, die ungesunde Beziehung, die schlechte Gewohnheit, den langweiligen Job, mein Leben - welches mir eigentlich gar keine Freude bereitet - auf- und damit Raum für etwas Neues geben.

 

Dann bleibt das ungeliebte Dinge eben in meiner Hand und ich trage es Tag ein und Tag aus mit mir herum. Es frustriert mich, ich will es auch gar nicht mehr anschauen und würdige keines Blickes mehr. Mit der letzten Kraft und Anstrengung versuche ich, meine Hand aufzureißen, um meine Finger gerade zu biegen - doch das tut noch mehr weh. Ich hänge an meinen Fingern und scheine sie mir im nächsten Moment zu brechen, im Versuch, meine Hand zu öffnen und den Gegenstand nun endlich fallen zu lassen.

"Loslassen müsste doch eigentlich ganz einfach sein."

Die Stille genießen
Kind am Meer

Doch bei mir funktioniert es einfach nicht.

 

- Stille -

 

Ich bin nahe daran aufzugeben. Das Ding wird für immer in meiner Hand bleiben. Und ich werde ganz still.

In Ruhe, in Stille und in der Gelassenheit hören die Gedanken auf zu kreisen und mein Ego scheint mir nichts mehr in mein Ohr brüllen zu können.

 

Im Moment der Stille begreife ich, dass ich die Wahl habe. Verkrampfen oder Entspannen? Ich komme zur Ruhe, betrachte meine Finger und frage mich in Liebe, wie das Loslassen nun geht? In dem Moment kann ich Gedanken und Gefühle ziehen lassen, in dem Moment beginnt der Prozess. Dann wird mir klar, das die Stille schon immer da war. Dann wird mir klar, dass ich nur in der Ruhe die Möglichkeit finde, Finger zu entkrampfen und meine Hand zu öffnen.

Dann finde ich die Zeit, dass Ding in meiner Hand zu betrachten. Ich sehe es mir an und treffe die Entscheidung, dass Du nicht mehr zu mir gehörst und das ich Dich in Frieden gehen lassen kann. Dass sich die Anstrengung nicht lohnt, weil sie nun einmal zu anstrengend ist. Ich betrachte Dich und weiß, Du darfst jetzt gehen.

Gehen lassen

Ich lege den Gegenstand auf den Boden. In diesem Augenblick ist das Loslassen ein ganz einfacher Prozess, in Stille und Achtsamkeit und verkrampfte Finger müssen nicht gebrochen werden. 

Im Loslassen liegt die Leichtigkeit und die Wahl - die Stille und die Verantwortung für das eigene Leben. Die Wahl, zu vertrauen. Die Wahl, den Moment zu genießen, zu leben und sich darin zu üben, auch einmal fallen zu lassen - denn ich kann nun davon ausgehen, dass ich aufgefangen werde.

photo credits: Paul Gilmore; Daiga Ellaby // unspalsh

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