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Drüber oder Drauf? - Der Unterschied zwischen Missbrauch und Abhängigkeit.

Warum konsumieren wir?

Der Unterschied zwischen Substanzmissbrauch und Abhängigkeit
Kosumgesellschaft

Eigentlich gehören Alkohol und andere Suchtmittel  ja irgendwie zu unserer Gesellschaft dazu. Wenn ich so durch die Straßen gehe, sind Bier, Zigaretten, Gras und all die Dinge ja irgendwie auch immer präsent.

Das Gläschen Wein am Abend, das Feierabendbier. Die Zigarette zum Entspannen, der morgendliche Kaffee. Ist ja eigentlich nichts dagegen einzuwenden. Aber was verstehen wir eigentlich unter missbräuchlichem Konsum und tatsächlicher Abhängigkeit?

 

Der Mensch konsumiert aus einem Nutzen heraus. Die Substanz soll ja schlussendlich etwas bewirken. Würde nichts passieren, dann würden wir auch nicht konsumieren. Wir erwarten also etwas Angenehmes und vermeiden dementsprechend etwas Unangenehmes. Anspannung, Stress, unschöne Gefühle.

"Im Grunde genommen zielen wir Menschen doch auf ein angenehmes Leben ab."

 Wir wollen glücklich sein, wir wollen frei sein. Gesunde Beziehungen führen und dazu gehören. Wir wollen funktionieren und vor Anderen auch gut dastehen. Ein selbst bestimmtes Leben.

Wir werden Erwachsen und werden im selben Zuge mit Suchtmitteln konfrontiert. Das Glas Sekt zur Jugendweihe, die Kippe, um cool zu sein. Diese Substanzen sind gesellschaftlich anerkannt und unsere Meinung und unser Umgang mit diesen wird geformt. Im Umgang mit illegalen Drogen versuchen wir auferlegte Grenzen zu überschreiten. Uns abzuheben, etwas auszuprobieren. Verbote sind ja irgendwie auch reizend.

Die Erwartungshaltung an die entsprechende Droge ist ein gutes Gefühl, ein 'High'. Auch Medikamente spielen eine Rolle. Sie beruhigen uns, nehmen gefühlt irgendwie die Last von den Schultern. Gerade Frauen nutzen Medikamente oft, um Stress, Angst oder Depression zu bewältigen. Den Schein nach Außen wahren und weiterhin zu funktionieren.

Der Alkohol

Alkohol als Einstiegsdroge
Alkohol

Mit dem Alkohol ist es so eine Sache, der 'hilft' ja auch in gewissen Situationen irgendwie. Wir fühlen uns lockerer, entspannter. Der Kontakt zu anderen Menschen fällt uns leichter, unser Selbstwertgefühl wird beflügelt und Stress bei Seite geschoben. Zudem fällt auch die zwischenmenschliche, bzw. die sexuelle Annäherung um einiges leichter. Der Schwips, der Rausch, der Kater danach, werden dann irgendwie als lustig abgestempelt. Kann ja mal passieren.

 

Zu Beginn überwiegt die Neugier. Wie fühlt es sich denn an zu trinken, vielleicht auch einmal über den Durst zu trinken? Wie fühlt es sich denn an, illegale Drogen zu konsumieren, wie fühlt man sich denn danach? Das sind die ersten Motive. 'Einfach so' konsumieren wir im Nachhinein aber nie.

 

Warum trinken wir? Weil es schmeckt? Weil die Wirkung egal ist? Wenn es nur um den Geschmack gehen würde, könnten wir ja eigentlich auch alkoholfreies trinken, oder etwa nicht? Alkoholfreies Bier schmeckt genauso wie alkoholisches Bier, da braucht mir keiner etwas zu erzählen, damit kenne ich mich echt gut aus. Aber alkoholfreies Bier wollte ich nie, da fehlt nämlich etwas. Der Rausch, der erste Schluck und das Gefühl der Entspannung. Wir belohnen uns, wir warten auf die Wirkung und unser Belohnungszentrum springt an, schreit 'Juhu'. Und weil unser Belohnungszentrum 'Juhu' schreit, wollen wir diese Wirkung auch häufiger. Wir gewöhnen uns daran und trinken häufiger. Und wir wissen doch alle, wie schwer es ist, sich von lieb gewonnenen Gewohnheiten zu trennen. Das Problem hierbei ist, dass wir im Laufe der Zeit immer mehr brauchen, um die selbe Wirkung zu erzielen. Das Verlangen wird größer.

Wir oft habe ich nach einem Kater gesagt:

"Jetzt trinke ich erst einmal nichts mehr!"

 Und selbst in einer einmonatigen Abstinenzphase hat doch irgendwie etwas gefehlt. Die Grenzen zwischen Missbrauch und Abhängigkeit verschwimmen.

Im Grunde genommen steht beim Konsum die Bedürfnisbefriedigung an oberster Stelle . Wir alle haben das Bedürfnis nach Bindung, das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle, Lustgewinn und Selbstwert. Werden diese nicht befriedet, wollen wir kompensieren.

Konsumverhalten

Wann ist Konsumverhalten als unkritisch zu betrachten? Ich denke, hier sind die Regeln eher schwer zu definieren, grob kann gesagt werden:

  • wenn der Konsum sich auf gelegentliche Anlässe beschränkt
  • wenn der Konsum nicht während einer Krankheit, am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr oder in der Schwangerschaft stattfindet
  • wenn Hobbys, Interessen und Entspannung ohne Suchtmittel wahrgenommen werden
  • wenn ein Umfeld vorherrscht, welches mäßig konsumiert
  • wenn der Konsum nicht länger als 1-2 Stunden am Stück andauert
  • wenn keine höhere Blutalkoholkonzentration als 0.5 Promille vorliegt
  • wenn man sich mit dem eigenen Konsumverhalten wohlfühlt

Hand auf's Herz und nicht gelogen, trifft das auf Dich zu?

 

Als kritisch wird der Konsum betrachtet wenn:

  • auf das Suchtmittel nicht verzichten werden kann und quasi jede Gelegenheit zum Konsum genutzt wird
  • gelegentliche Verstöße gegen ein situationsbedingtes Trinkverbot vorgenommen werden
  • Hobby und Entspannung  zu Gunsten des Konsums vernachlässigt werden oder unmittelbar damit zu tun haben
  • ein Umfeld vorherrscht, welches zu starkem Konsum neigt
  • oftmals eine Blutalkoholkonzentration von über 0.5 Promille vorliegt
  • sich insgeheim Gedanken über sein Konsumverhalten gemacht wird

Hand auf's Herz und nicht gelogen, bei wem trifft dies eher zu?

"Was kann nun unter missbräuchlichm Konsum verstanden werden?"

Der Konsum findet in einem gesundheitlich bedenklichem Ausmaß statt. Trinken bis zum Rausch beispielsweise. Zudem wird der Konsum als missbräuchlich bewertet, wenn versucht wird, seelische Zustände zu regulieren.

 

Und wann gilt man nun als abhängig?

Cage

Unter dem englischen Oberbegriff CAGE, kannst Du Dir die einfachen vier Fragen stellen, die Dir einen Hinweis darauf geben, ob bei Dir eine Abhängigkeit vorliegen könnte:

 

Cut – Down: Hast Du schon einmal das Gefühl gehabt, dass Du weniger konsumieren solltest?

 

Annoyed: Hast Du Dich schon einmal darüber geärgert, dass Dein Umfeld Dein Konsumverhalten kritisiert hat?

 

Guilt: Hast Du Dich bezüglich Deines Konsumverhaltens schon einmal schlecht, oder schuldig gefühlt?

 

Eye – Opener: Hast Du jemals konsumiert, wenn eigentlich etwas anderes zu tun wäre? Oder wolltest Du durch Deinen Konsum ein unschönes Gefühl überwinden?

 

Mehr zum Thema Abhängigkeit findest Du in meinem Blogbeitrag 'Tequila oder Zitrone' und in der Suchtfibel (Ralf Schneider)

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photo credits: rawpixel // unsplash

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